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Aktuelle Lage
Gefahrensituation in Nepal 22.2.02

Afu die Frage von Marion im Nepalforum antwortete Andreas Khanal am 22.2.2002 mit folgendem längeren Bericht den ich hier ungekürzt abdrucken möchte.

Andreas Khanal ist Nepalreiseveranstalter und hat eine tiefe Kentnis des Landes. Mit seiner nepalesischen Frau bietet er auch Sprachuntericht und Fortbildungskurse zur Landeskunde an.

Marions Frage: Gefahrlos nach Nepal? Wie ist es derzeit mit der Reisesicherheit/Trekkingsicherheit (Zelten) in Nepal? Sind Gruppen oder  Individualreisen vorzuziehen?

Liebe Marion,
liebe Nepalreisenden

grundsätzlich ist keine Reise gefahrlos, darüber sind wir uns sicher alle einig.

Allgemeine Gefahren:

Bezüglich Nepal gibt es verschiedene relativ erhöhte Reiserisiken: z.B. den Straßenverkehr in Kathmandu oder gefährlicher Überlandverkehr (nicht zu verharmlosen - gerade ist bei Mugling ein Bus abgestürzt; 50 Tote!); Flugrisiko bei Inlandsflügen; Unfallrisiko bei Bergbesteigungen, Trekking, Rafting etc.; Gesundheitsrisiko durch Höhenkrankheit, infektiöse Flüssigkeits- u. Nahrungsaufnahme, teilweise schlechte medizinische Versorgung, Insektenstiche, Tierangriffe u. -bisse (insbes. in Chitwan, z.B. ca. 35.000 Schlangenbisse pro Jahr); Infektionsrisiko in Folge mangelnder Hygieneverhältnisse; AIDS, Alkohol- u. Drogenmißbrauch; Klein- u. Schwerkriminalität, etc.

Gefahren im Zusammenhang mit dem politischen Konflikt:

Bezüglich der politischen Situation, gibt es bekanntlich einen 6jährigen Gewaltkonflikt, zwischen den sogenannten Maobadis (sie selbst bezeichnen sich als Freiheitskämpfer - der Staat sieht sie als Terroristen) und der herrschenden Klasse (sie sieht sich als demokratisch legitimierte Legislative - die Maobadis sehen sie als korrupte Feudalherrscher).

In den vergangenen 6 Jahren gab es auf beiden Seiten ca. 2.600 Todesopfer, die in absolut überwiegender Weise, in den Krisengebieten zu beklagen waren. Vereinzelt ist es auch in sogenannten 'sicheren Regionen', die touristisch belebt sind, zu Kampfauseinandersetzungen und gezielten Gewaltaktionen gekommen. Diese ländlichen Regionen sind in ihrem Alltag, nach wie vor, sehr ruhig und spiegeln weitgehend, ein normales 'Landschaftsbild' und normale 'Dorfidylle' wieder. In den Städten, z.B. Kathmandu, Patan, Bhaktapur und Pokhara ist das Stadtleben ebenfalls, bis auf verstärkte Polizeitkontrollen, weitgehend normal. Es kommt vor, dass diese relative Ruhe, durch einzelne Gewaltakte aufgeschreckt wird. Wann und wo so ein Gewaltakt stattfindet, kann man nicht vorhersagen. Diese Anschläge, Überfälle etc. erregen ihre Aufmerksamkeit; das Land als Solches, gerät jedoch nicht aus den Fugen - bisher gibt es dafür jedenfalls keinerlei Anzeichen. Nepal hat ca. 23 Millionen Einwohner, die Maobadis haben eine Anhängerschaft von ca. einigen Zehntausend.

Seit Ende November hat der Konflikt, nach einem 4 monatigen Waffenstillstand, der von den Maobadis aufgekündigt wurde, an Härte zugenommen. Die Kämpfer überfallen überwiegend Polizeistationen und Armeecamps. Am vergangenen Wochenende gab es, im ca. 500 km von KTM entfernten Mittel-West-Nepal, über 130 Tote bei Armee und Polizei, bei den Maobadis ebenfalls Tote und Verletzte. Gestern gab es in dem Krisengebiet 46 Tote bei den Maobadis, infolge von Polizei- und Militäraktionen.

Das Land unterliegt seit Ende November einem Ausnahmezustand, der gestern vom Parlament mit überwiegender Mehrheit und nur 7 Gegenstimmen bestätigt wurde. Dieser Ausnahmezustand befähigt, u.A., Polizei und Armee zu mehr Handlungsspielraum, beschrängt die Versammlungs- und Pressefreiheit und schränkt die einheimischen Bürger, in ihrem abendlichen/nächtlichen Ausgang, ein.

Der Ausnahmezustand wird im Land diskutiert und teilweise umstritten bewertet, die Staatsgewalt und der sicher weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung, hält diese Maßnahme jedoch für notwendig, da sie letztendlich für mehr Sicherheit sorgen dürfte.

Das Eingreifen des Staates bewirkt weitere Gewalt, scheint jedoch notwendig, um eine weitere Ausdehnung der Maobadis, die in Dorfregionen Zwangsrekrutierungen unter der Bevölkerung durchführen, einzudämmen.

Gefahrensituation für Touristen und in Nepal lebende Ausländer:

Trotz dieser Konfliktsituation, die überwiegend unmittelbar zwischen den Kontrahenten stattfindet, gab es in den vergangenen 6 Jahren, unter Touristen und im Land lebenden Ausländern, keine Todesopfer oder Verletzten. Nur wenige, eher geringfügige Zwischenfälle wurden bisher bekannt.

Beiden Konfliktparteien ist bisher gelungen, Ausländer praktisch komplett herauszuhalten.

Von daher gesehen, ist die Reisesicherheit in den beliebten Trekkinggebieten, als auch in den Städten, nach wie vor, weitgehend gegeben.

Es ist für jeden Reisenden absolut ratsam, sich vor Durchführung einer Trekkingtour, bei seriösen, ortsansässigen Agenturen, eingehend über die regionale Sicherheitslage zu informieren. Niemand sollte alleine unterwegs sein! Es ist besser, mindestens zu zweit, zu dritt oder in Gruppen zu gehen - möglichst mit ortskundigem, nepali-englisch-sprechendem, lizensierten Guide. Wer alleine losgeht begibt sich ohne Zweifel in erhöhtes Risiko. Ob eine Gruppe vorab geplant zusammengestellt wird oder spontan, individuell organisiert aufbricht, ist unerheblich. Wichtig sind Selbstdisziplin, Gruppeneinigkeit, Zusammenhalt, Teamfähigkeit sowie Akzeptanzfähigkeit gegenüber einem erfahrenen Guide. 'Egotrips' und vermeintliche 'Besserwisserei' können eine Gruppe gefährden. Lodgetrekking bietet im Allgemeinen mehr Sicherheit, als Zelttrekking.

Wer stets wachsam, mit klarem Verstand unterwegs ist und die wichtigsten Reiseregeln beachtet, begibt sich nicht in eine außergewöhnliche, erhöhte Reisegefahr.

Wir haben derzeit und auch in den vergangenen Wochen von unseren Kunden, keine einzige Meldung erhalten, dass jemand auch nur annähernd in eine Gefahrensituation geraten ist.

Reiserücktritte?

In den letzten Wochen und Monaten hatten wir, bis einschließlich zum heutigen Tag, keine einzige Flug- oder Reisestornierung. Uns ist jedoch bekannt, dass es bei einigen Reiseveranstaltern durchaus Stornierungen gibt.

Wir führen dies darauf zurück, dass zu unseren Kunden überwiegend Individualreisende gehören, die sich allgemein gut informieren und in der Lage sind, weitgehend bewußt, selbstständig und eigenverantwortlich zu reisen.
Bei den Veranstaltern gibt es recht viele Kunden, die das Ganze weitgehend ihrem Veranstalter überlassen und wenn sie von einem außergewöhnlichen Ereignis hören, gleich ihre perönliche Konsequenz, in Form von Reiserücktritt ziehen, da sie allgemein verunsichert sind und nicht so sehr die Problematik in ihren Einzelheiten, Zusammenhängen erfassen können.

Letztendlich halten wir es für gut, wenn jeder völlig frei und unbenommen, seine eigene persönliche Entscheidung trifft, ob es sinnvoll ist zu reisen, oder nicht.

Welche Reiseziele in Nepal sollten evtl. gemieden werden?

Meiner persönlichen Einschätzung nach, würde ich die Regionen Mittel-West-Nepal, Fern-West-Nepal, Rukum, Rolpo, Dolpo und Gurkha, derzeit nicht bereisen. In den Regionen Khumbu und Everest ist erhöhte Vorsicht geboten.

Touristen Registrierung bei der Deutschen Botschaft:

Es ist ratsam, die deutsche Botschaft vor Reiseantritt, über sein Reisevorhaben zu informieren. Dafür gibt es ein vorgefertigtes Touristen-Registrierungs-Formular, dass bei uns kostenlos als PDF-Datei, angefordert werden kann - wir senden es gerne als 'e-mail Anlage' zu. Zum Öffnen der Datei ist es notwendig, Adobe Acrobat Reader, dass kostenlos im Internet erhältlich ist, herunterzuladen.

Auf dem Formular ist die Faxnummer der deutschen Botschaft angegeben - dorthin soll es gefaxt werden.

Kann man, trotz der - ohne Zweifel - für das Land bedrückenden Situation, nach wie vor, eine schöne Nepalreise durchführen?

Ja!

Das mag für Manche merkwürdig klingen -
es ist aber so und das ist wiederum typisch für Nepal.
Diejenigen, die das Land näher kennen, verstehen wohl am Ehesten, wie das gemeint ist.

Ich gebe jedem den Rat, sich vor Reiseantritt, gut zu informieren und vorzubereiten - dann kann man auch reisen!

Allen wünsche ich eine gute und erlebnisreiche Reise!

'May peace prevail on earth!'

Mit herzlichen Grüßen
Andreas

Yak & Yeti
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