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Aktuelle Lage
Lawineunglück

Lawinen im Annapurnagebiet. Im wesentlichen ist hier der Weg zum Annapurna Sanctuary betroffen, selten können auch Lawinen am Thorong la , besonders vor Thorong Phedi abgehen.

Am 7.3 erreichten uns aus Nepal die Nachricht, dass mehrere Deutsche im Annapurnagebiet von einer Lawine verschüttet worden sind. Sie kamen aus dem süddeutschen Raum und waren mit dem sehr erfahrenen Reiseveranstalter Manfred Härtl und in einer größeren Gruppe unterwegs zum Annapurna Base Camp unterwegs. Dieses Jahr war für die Jahreszeit unüblich viel Schnee gefallen. allerdings kann man für Nepal das Wetter genauso wenig langfristig vorhersagen wie bei uns.

Der Weg zum Annapurna Base Camp ist bei Schneefall und in den warmen Frühjahrsmonaten grundsätzlich lawinengefärdert und es kommt immer wieder zu tragischen Unfällen. Das Problem ist, dass man in einer tiefen Schlucht wandert und die schneebedeckten Hänge, von wo die Lawinen heruntergehen nicht einmal erahnen kann. Sehen Sie hierzu auch den Bericht Annapurna Base Camp .

Mein Mitgefühl geht an die Verunglückten und ich wünsche Manfred Härtl und seiner Frau, dass sie durch das Unglück nicht von ihrer Zuneigung zu Nepal und ihren guten Reisen abgebracht werden.

Ich möchte dieses Unglück noch mal zum Anlass nehmen, auf die Problematik vom Weg zum ABC hinzuweisen und folgende Maßnahmen ans Herz legen:

Bei starken Schneefällen. Grundsätzlich ist der Weg ab Bamboo bis zum Machapuchare Base Camp bei heftigen Schneefällen gefährdert. Der gefährlichste Teil ist eindeutig zwischen Deorali und dem MBC. Lawinen bei frischem Schneefall können zu jeder Tages oder Nachtzeit heruntergehen, so hört man im ABC dann die ganze Nacht das Donnergrollen der Lawinen, die  im Talkessel heruntergehen. Hier sollte man deshalb von Vornherein! genug Extrazeit eingeplant haben, um gegebenenfalls 1-3 Tage im ABC- oder MBC bleiben zu können. Bei Lawinengefahr sollte deshalb jeder Teilnehmer in einer Gruppe mindestens 50 m von einander entfernt gehen. Die verringert zwar die Kommunikation, doch sind die Lawinen selten über 75 m breit, so dass bei einem Unglück nicht alle erwischt werden und die übrigen schneller helfen können.

In den warmen Frühlingsmonaten. Je nach Schneefall im Winter befinden sich zwei- bis dreitausend Meter weiter oben  an den steilen Osthängen des Hiunchulis große Schneemengen. Wenn dann im März die Sonne stärker wird, weicht die starke Sonnenstrahlung die Schneemassen auf und sie donnern zu Tal. Dies geschieht völlig außerhalb des Blickfeldes, eventuell läuft man gerade schwitzend zwischen Bambushainen, Blumen  und Schmetterlingen ! und schon nur die Vorstellung von Schnee und Eis scheint absolut absurd. Die Lawinen werden dann in den oberen Tälern wie in einem Trichter gebündelt und stürzen als Schnee und Eismasse unvermittelt senkrecht in die Schlucht herunter. Die meisten Jahre sterben mehrere Menschen auf diese Art .

Was sollte man beherzigen?

1. Infos einholen. Die Einheimischen, Träger und herunterkommenden Trecker können ihnen viele Informationen geben. Fragen sie und beherzigen Sie unbedingt, wenn die Nepalesen von einem weitergehen abraten. Sie sind sowieso viel fatalistischen und wenn Sie schon nicht gehen wollen, ist es wirklich gefährlich.

2. Im Frühtau zu Berge wir ziehen.....Als erstes sollte man auch in den Frühjahrsmonaten die Zeit nicht zu knapp kalkulieren, da immer Wintereinbrüche bis Ende April möglich sind. Mann sollte auch das gefährlichste Stück zwischen Deorali und dem MBC sehr früh in der Morgenstunden gehen. Dies bedeutet, dass man auf dem hinweg am besten in Deorali übernachtet und morgens am 5:30 losgeht, um dann 2,5 Stunden später gemütlich im MBC zu frühstücken. Auch vom himaölaya Hotel kommt man noch in den frühen Morgenstunden bis zum MBC. Da mann zugleich in Deorali schon recht hoch war, kann man am selben Tag zum ABC weitergehen und erlebt hoffentlich den großartigen Sonnenuntergang. Wer jetzt den Sonnenaufgang genießen will, sollte einen ganzen Tag eingeplant haben, und nachmittags nur zum MBC heruntergehen. so kann man dann am nächsten Morgen wieder frühmorgens um 5:30 bis nach Deorali gehen und so die Wahrscheinlichkeit einer Lawine stark vermindern! Sie benötigen bei diesem Zeitplan ungefähr zwei Tage länger, als bei kürzester Planung, sie werden aber auch wesentlich mehr erleben!

3. Die gefährlichen Schneefelder. Die meisten Lawinen kommen an nur wenigen Stellen mit einer erstaunlich kleiner Breite nieder! Seien Sie sich bewusst, dass die einzelnen schnuckeligen Schneefelder, die Sie ab und zu überqueren müssen, normalerweise die Überreste von Lawinen sind. Hier besteht daher auch die größte Chance, dass wieder eine runterkommt. Überqueren sie deshalb die Schneefelder zwischen Bamboo und MBC nie!!! gemeinsam als Gruppe und und gehen Sie zügig und ohne Verschnaufpause drüber. Da die Luft hier schon dünne wird, sucht der Geist lauter gute Gründe, mal ein bisschen die Landschaft anzugucken, ein Foto zu machen oder kurz auf den Träger oder Freund zu warten. Seien sie einfach paranoid und diszipliniert, je kürzer sie im Gefahrenbereich sind, desto besser. Es nützt wieder rum nichts, zu schnell loszurennen, erstens stolpert man dann schneller und zweitens geht einem viel zu schnell die Luft aus.

4. Abstand halten. Wie oben schon beschrieben, sollte man in allen Teilen wo Lawinengefahr besteht, mit mindestens 50 m Abstand gehen und auf die anderen aufpassen. Würde dies von allen beherzigt worden sein, hätten über 60% mehr überlebt!

Sehen sie diese vier Empfehlungen als ihr private Glückskleeblatt an!

 

Das Lawinenunglück am 3. März im Annapurnagebiet.

Anbei ein Artikel vom 7.3 denn ich mit freundliche Genehmigung vom Oberpfalznetz einfügen  darf.

Zeitung Sulzbach-Rosenberger 7.3.02

Auf Bergtouren in den Tod
Zwei Amberg-Sulzbacher und ein Vohenstraußer sterben unter Lawinen

Von Sepp Lösch und Stefan Zaruba
 

Sulzbach-Rosenberg/Vohenstrauß. Zwei Männer aus Königstein und Lintach (Landkreis Amberg-Sulzbach) und ein gebürtiger Vohenstraußer sind bei Lawinenunglücken in Nepal und in der Schweiz ums Leben gekommen.

Vier Menschen, darunter der 34-jährige ledige Christof Wopperer aus Königstein und sein 35 Jahre alter Freund Bernhard Peter aus Lintach starben bereits am Sonntag in den Schneemassen einer Lawine am Annapurna-Massiv in Nepal. Peter hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. Außerdem kamen die 27-jährige Verena Beutlhauser aus Straubing und ein einheimischer Bergführer ums Leben.

Leichen nicht geborgen

Sechs Teilnehmer einer insgesamt neunköpfigen Trekking-Gruppe eines Reiseanbieters aus Sulzbach-Rosenberg stiegen am Sonntag von einem Basis-Camp am Machapuchare ab. Zuvor hatte es für diese Jahreszeit ungewöhnlich heftige Schneefälle gegeben. Die Tourengeher wurden in etwa 3500 Metern Höhe von einer plötzlich niedergehenden Lawine offenbar völlig überrascht. Für die vier Verschütteten gab es keine Rettung mehr.

Sofort nach dem Abgang der Lawine begannen Manfred Härtl und eine weitere Begleiterin, mit den Händen verzweifelt nach den Opfern zu graben. Als ersten entdeckten sie Bernhard Peter. Ihm war aber ebenso wie den drei anderen Verschütteten nicht mehr zu helfen. Wegen des schlechten Wetters konnten die Toten nach Angaben der deutschen Botschaft in Kathmandu noch nicht geborgen werden. Auch ein am Montag gestarteter Rettungshubschrauber musste zunächst unverrichteter Dinge wieder abdrehen. Ein nepalesisches Team wartet am Unglücksort in der Nähe des Basislagers auf Wetterbesserung.

Der Sulzbach-Rosenberger Manfred Härtl, der seit vielen Jahren Nepal-Reisen und Trekking-Touren im Himalaja organisiert, gilt als ausgewiesener Kenner dieser Region. Den Weg, auf dem er mit seinen vier Begleitern am Sonntag unterwegs war, hatte er früher schon mehrfach problemlos bewältigt.

Manfred Härtl, seine Frau Gisela, Tochter Katrin, Nichte Barbara und zwei weitere Reiseteilnehmer wurden am Mittwoch nach Kathmandu ausgeflogen. Der Sulzbach-Rosenberger Reiseunternehmer selbst ist inzwischen in seinem Büro in Patan eingetroffen. Der frühere Leiter der Volkshochschule des Landkreises Amberg-Sulzbach war schon mehr als 40 Mal in dem fernöstlichen Gebirgs-Staat.

Hier ist der Bericht von Manfred Härtl selber, den er am 11.3.02 im Nepalforum veröffentlicht hat:

Ich habe das Unklück überlebt und darf deshalb einen Auszug aus meinem Bericht unten anfügen.

Das Unglück ist nicht an der bisher als gefährlich geltenden Stelle passiert. Ausserdem ist einen Tag später eine grosse Lawine zwischen Himalaya und Deurali herunter gegangen. Hoffen wir das dort niemend verschüttet wurde.

Nach Auskunft der Nepalesen hat es seit 12 Jahren nicht mehr soviel geschneit wie in der Woche des Unklücks.

Manfred Härtl

Tod an der Annapurna 03.03.
In der Nach hat viel geschneit und gestürmt. Um 6 Uhr ist draussen nichts zu sehen und wir bleiben deshalb bis 7 Uhr im Bett. Nachdem dem Frühstück gehen wir um 8 Uhr an den Abstieg. Alle sind gesund und wir kommen zügig voran. Unterwegs einige Fotostops da zwischenzeitlich die Sicht gut wird und auch die umliegenden Berge sichtbar sind. Nach ca. 1 Stunde ist der erste Abstieg geschafft und es geht ein Stück eben weiter. Ich gehe die ganze Strecke voraus und drehe mich nun um und sage wir könnten hier noch ein Foto machen (ca. 9 Uhr). Ich packe die Kamera aus und fotografiere zurück auf unsere Gruppe. Ich bin fertig mit dem Foto und sehe über mir eine schwarze Wolke. Ich schreie noch Achtung Lawine und will hinter einen Felsen laufen. Aber schon hat mich der Sog der Lawine erfasst und ca. 70 m hinab gerissen. Nach einigen Überschlägen und fast am Ersticken liege ich auf dem Rücken und langsam kann ich wieder atmen und die Sicht wir klar. Ca. 10 Meter unter mehr sehr ich jetzt Barbara – sie winkt mir zu und ich rutsche zu Ihr hinunter und bin froh, dass Sie gesund ist. Wir suchen nun nach unseren anderen Freunden. Weitere 10 Meter unter uns schauen 2 Beine aus dem Schnee. Wir gehen hin und erkennen an der Hose dass es Bernhard sein muss. Verzweifelt graben wir ca. 30 – 40 Minuten mit den Händen Bernhard aus und müssen leider feststellen, dass er tot ist. Nun suchen wir weiter und finden nach kurzer Zeit Christof und später auch Verena – leider sich beide schon tot. Unseren nepalesischen Guide Madern können wir leider nicht finden. Wir geben nach einer Stunde auf and steigen den steilen Hang hinauf zum Weg. Von haben wir noch eine Stunde bis nach Deurali zu laufen.

In Deurali frage ich in jeder Hütte ob es Telefon gibt – aber leider gibt hier keines. Das nächste Telefon ist ca. 6 – 8 Stunden entfernt. Barbara und ich gehen nun schnell weiter, wir wollen den anderen Teil unsere Gruppe in Dovan treffen, bevor die Nachricht meine Frau und Tochter erreicht und sie sich Sorgen machen. Nach zwei Stunden Abstieg erreichen wir Dovan und ich berichte weinend von dem Unglück und wir liegen uns alle weinend in den Armen.

Hier in Dovan wartet auch unser zweiter Guide Ietaman Tamang (er ist mit unserem Guide Madern verwandt) und ist ebenfalls über das Unglück traurig. Aber ich beauftrage ihn nach Chomrong zu laufen um unseren Freund Om in Kathamndu-Patan anzurufen. Mehr können wir im Moment nicht tun.
Bis zum frühen Abend sitzt eine sehr traurige Runde in der Hütte zusammen und keiner kann das Unglück begreifen. Es bricht eine lange, kalte und teilweise schlaflose Nacht herein.

09.03.
Um 5.30 Uhr stehen Om und ich auf und sehen, dass das Wetter sehr gut ist. Wir hoffen, dass die Bergung endlich klappt. Um 6.30 Uhr sind wir erneut am Flughafen. Der Pilot ist bereits hier und die Hubschrauber wir startklar gemacht. Um 7.30 Uhr fliegen wir nun wieder nach Chomrong, laden unseren nepalischen Helfer ein und es geht hoch zur Unglücksstelle. In der Nähe haben unsere Helfer eine Landefläche freigeschaufelt und der Pilot landet mit einer Meisterleistung auf dieser kleinen Landefläche. Bald sind die Leichen eingeladen und es geht nach Pokhara zurück. Leider konnte die Leiche von unserem Guide und Freund Madern noch nicht gefunden werden. Bei dieser Zwischenlandung erwartet uns die Polizei und es müssen verschiedene Papiere ausgefüllt werden. Es geht für Nepal alles sehr schnell über die Bühne und wir sind nun bald auf der letzten Etappe nach Kathmandu. Hier auf dem Flughafen wartet bereits Frau Anja Seifert mit weiteren Mitarbeitern der Botschaft. Unsere letzte Aufgabe ist nun die Leichen in die deutsche Botschaft zubringen. Um 11 Uhr ist vorläufig alles erledigt, was ich bisher tun konnte.

Abschließend möchte ich mich bei allen die mich in diesen schweren Tagen unterstützt haben herzlich bedanken.

An erster Stelle stehen meine Frau Gisela und meine Tochter Katrin. Gleichwertig ist auch die grosse Hilfe von Bijay Shrestha und Om Man Shrestha, ohne deren Unterstützung ich es wahrscheinlich nicht geschafft hätte. Sehr wichtig waren auch Frau Anja Seifert und Narayan Phari von der deutschen Botschaft. Mein Dank gilt auch Heidi Sander und Robert Pickl in Deutschland. Sehr geholfen haben auch die vielen E-Mails von Freunden aus der Heimat.

Ich werde unsere verstorbenen Freunde
Verena, Christof, Bernhard und Madern
stets in Erinnerung behalten.